Von 2002 ……………nach Corona 2021 . Vom Welpenkäufer zur Züchtersicht

Vor in etwa 18  Jahren war ich auf der Suche nach einem zweiten Hund –  der diesmal vom seriösen Züchter kommen sollte. Ich kontaktierte die Züchterin bereits 2002, allerdings war meine berufliche Tätigkeit damals noch ein Hindernis.
Im Folgejahr gab ich meine berufliche Tätigkeit auf und war „bereit“ für einen Welpen, beim Züchter wurden die Hündin gedeckt, und wie das Schicksal es wollte – es gab keine Welpen, also hieß es weiter warten. Im Folgejahr war es dann doch so weit, mein Welpe wurde im November geboren und konnte 2005 im Januar bei uns einziehen. Was war ich stolz!

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Nun züchte ich seit 2011 selbst, und in etwa waren die zeitlichen Abläufe immer ähnlich . Man setzte den Wurf auf die Wurfplanungsliste beim DRC, bereits ca. 6 Monate bevor der Wurf fiel.
Im Laufe der Zeit kamen immer Anfragen und man hatte Zeit sich zu verabreden und sich kennenzulernen, Welpeninteressenten waren bereit zu warten . Emails hatten meist eine persönliche Anrede und waren in 90% der Fälle auch recht ausführlich.

Nach 3 Jahren Zuchtpause fiel dann unser F-Wurf in Zeiten von Corona. Und alles wurde anders.
Ich hatte den Wurf für ca. 2 Wochen auf der DRC Welpenliste, danach ließ ich ihn bereits 2 Wochen vor Geburt herunternehmen. Warum?
Wir ertranken sprichwörtlich in einer bis dahin nie erlebten Flut von  Anrufen und Emails. Wir hatten täglich mindestens 5 Emailanfragen, und noch mehr Anrufe pro Tag- teilweise bis 23 Uhr . Um irgendwann auch mal zur Ruhe zu kommen mussten wir zeitweise das Telefon abschalten. Nach der Geburt  kamen dann sogar noch mehr Anrufe. Wir schrieben auf die Webseite, dass bereits alle Welpen vergeben sind ( es waren 4 Welpen) – aber Emails und Anrufe ließen nicht nach – keinen einzigen Tag. Selbst als die Welpen schon 2 Monate lang ausgezogen waren, kamen immer noch Emails und Anrufe.

Seit kurzem ist unser G-Wurf gefallen, und es hat sich nichts geändert. Und das sogar obwohl mein Wurf nicht mal beim DRC gelistet wurde. Ich bekomme neben sehr netten Anfragen und „Bewerbungen“ sehr oft  Zweizeiler Emails die noch im CC an weitere 70 Züchter aus der Züchterliste gehen.  Ich bekomme  Emails, die nicht einmal eine persönliche Anrede enthalten, oder aus denen hervorgeht, dass man nicht einmal gelesen hat wie die Hündin heißt die Welpen hat. In einer Art Verzweiflung würden viele Menschen utopische Preise für einen Welpen bezahlen, Hauptsache er zieht in 2 Wochen ein. An manchen Tagen komme ich mir vor wie ein „Welpensupermarkt“.

Mir ist klar wie schwierig und frustrierend im Moment die Lage ist, um an einen Welpen zu kommen.
Der Welpen“markt“ ist wie leergefegt dank Corona. Mischlingswelpen werden zu horrenden Preisen verkauft in Internetportalen usw. Leider hat sich die Grundeinstellung vieler Interessenten geändert, keiner möchte warten, keiner möchte ein Risiko eingehen.
Ich habe auf meinen ersten Golden fast zwei Jahre gewartet, weil eine Hündin bei der Züchterin leer blieb und so erst ein Jahr später ein Wurf geboren wurde.

So etwas ist heute tatsächlich sehr oft undenkbar und manchmal wird eine Wartezeit von 3 Monaten schon als „lang“ empfunden .  Man muss eine nicht unerhebliche Vorlaufzeit einkalkulieren , ich habe zum Beispiel einige Familien, die schon seit einem Jahr warten,  weil sie uns bereits im Vorfeld kennengelernt haben.
Allerdings ist die Zeit , wenn ein Wurf unterwegs ist, tatsächlich nicht immer  die beste Zeit um für einen späteren Wurf vorstellig zu werden,  weil man in dieser Zeit doch sehr beschäftigt ist mit Welpen und Welpenfamilien.
Die Zeit zwischen zwei Würfen bietet sich da immer am Besten an.

Zudem ist nicht jeder Wurf für jede Art von Haltung geeignet , Hunde aus Arbeitslinie zum Beispiel werden so gut wie nie als reine Familienhunde abgegeben (wie im aktuellen Wurf bei uns). Solche Hunde sind mit Spazierengehen und Garten schlicht nicht ausgelastet, und so macht man dann weder Hund noch Mensch langfristig glücklich.
Der Retriever ist in erster Linie ein Apportierhund – und an zweiter Stelle erst ein guter Familienhund., weswegen er aus  jeder Linie kommend die Möglichkeit haben sollte rassegerecht und nach Veranlagung beschäftigt zu werden.

 Das Wichtigste Ziel für mich als Züchter:
Welpen und Familien, die auch ein Hundeleben lang miteinander glücklich werden können . Jeder möchte doch den Hund der zu ihm passt und der sich gut in sein Lebensumfeld integriert.
Was das letztendlich bedeutet : Als Züchter auch mal nein sagen zu müssen und Alternativen aufzuzeigen.

Ich verstehe die Frustration und kann leider nichts dagegen tun im Moment, außer aufzuklären.
Ich hoffe trotzdem, dass Sie die nötige Geduld aufbringen und  bald den richtigen Züchter für sich finden und irgendwann der  Traumhund einziehen kann.